Parzival und die Kommunikation
… und was wir aus der mittelhochdeutschen Literatur mitnehmen können.
Ich wohne in Wolframs-Eschenbach, einer schönen fränkischen Kleinstadt, benannt nach dem mittelhochdeutschen Dichter Wolfram von Eschenbach , der in seinem Epos „Parzival“ eines der ältesten deutschen Literaturwerke schuf. Der sagenumwobene „Gral“ und die „Gralsburg“ sind in der Geschichte nicht nur erwähnt, Parzival lernt, was er tun muss, um Herrscher der Gralsburg zu werden.
Für alle, denen die Geschichte nicht vertraut ist, wurde im Rahmen des Sommertheaters in unserer Stadt, die Geschichte in einer Kurzform nacherzählt. Auf amüsante und höchst unterhaltsame Weise erfuhren die Zuschauer vom anfänglichen Versagen Parzivals. Und sie erlebten, wie er am Ende doch noch Herrscher der Gralsburg wurde und in den Besitz des Grals kam.
Was hat das alles mit uns heute zu tun?
Parzival kam während seiner Wanderschaft in die Gralsburg. Dort erlebte er die Segnungen des Grals und begegnete einem leidenden und geplagten Herrscher der Gralsburg. Was er nicht wusste, war, dass er den Herrscher nach seinem Leiden und dem seltsamen Vorgängen in der Burg fragen sollte. Parzival wäre selbst ein mächtiger König mit höchstem gesellschaftlichem Ansehen geworden, wenn er den Burgherrn nach seinem Leiden gefragt und damit ihn und die Burggesellschaft erlöst hätte. Im Nachhinein muss er zugeben, dass er nicht zu einer einzigen mitleidigen Frage fähig war und wird danach verflucht.
Ich sehe in der Geschichte zahlreiche Parallelen zur Kommunikation, wie Sie in heutiger Zeit unter vielen Personen und in Unternehmen praktiziert wird.
Wie häufig wollen wir andere Menschen verstehen und fragen nach, um sie zu verstehen? Sind wir zu häufig auf Senden programmiert und oft oder gar nicht auf Empfangen und Verstehen wollen?
Trachte zuerst danach, den anderen zu verstehen, bevor du versuchst, selbst verstanden zu werden.
Wie oft halten wir den Mund und klären nicht, wie die Situation genau zu verstehen ist? Es bleibt Unsicherheit in uns zurück, die uns viele Handlungsoptionen nimmt.
Transparente und verstandene Kommunikation und die damit verbundene Klarheit im Kopf ist eine Basis für Kraft und Orientierung im Alltag. Klärung und Verstehen ist die Grundlage, damit das Funktionieren in einer Gemeinschaft, ob privat oder beruflich, segensreich funktioniert.
Unternehmen sollten ab und an ihre Kommunikationsstruktur einem Check unterwerfen. Meist erlebe ich in meiner Beratungsaktivität, dass fehlende oder intransparente Kommunikation eine Organisation bremst und für Gerüchte und Mobbing die Tür öffnet.
Wenn wir mehr versuchen, die Dinge zu verstehen, aktiv zuzuhören und interessiert nachzufragen, anstatt uns „Etwas“ zu denken, kommen wir vielleicht dem Bild eines „Grals“ näher, der dem Menschen alles schenkt, was er zum Glück braucht.