Company Awareness
Ist Unternehmensbewusstsein die neue Schlüsselkompetenz für Führungskräfte? Und was versteht man darunter?
Als ich Anfang der 90er Jahre in einem großen internationalen Konzern als Führungsnachwuchs eingestellt wurde, war es Pflicht ein vierstufiges Trainingsprogramm zu durchlaufen. Erst nach erfolgreichem Abschluss bekam man die entsprechende Managementposition. Die Schulungen in der dritten Stufe hatten die Überschrift „Business Awareness“. Es ging um das Geschäftsbewusstsein. Wir lernten vieles über die Optimierung von Gewinnen unter Einbeziehung aller Möglichkeiten, dies es für internationale Großkonzerne gibt.
Letztendlich führt eine extreme Ergebnisoptimierung zu Auswüchsen in Form von globalen Steuersparmodellen, wie zum Beispiel bei Apple, Starbucks oder Nike. Die fortschreitende Globalisierung und die Möglichkeiten, die die modernen Medien bieten, sind der ideale Nährboden, um diese Geschäfte weiter zu optimieren.
Die zunehmende Digitalisierung und die damit verbundene Veränderung z. B. in der Kommunikationskultur und -geschwindigkeit stellen andrerseits eine große Gefahr da. Stimmungen können schnell kippen. Aktionen im Internet, die den Ruf und das Geschäft schädigen können, sind in Windeseile um die Welt getragen. Im Jahr 2000 gab es 414 Millionen Internet-User, heute sind wir bei 3,7 Milliarden. Die Schnelllebigkeit der Zeit überträgt sich auch auf Unternehmen. 1955 lag die durchschnittliche Lebenserwartung der «Forbes 500»-Unternehmen bei 78 Jahren, 2016 betrug sie noch 15 Jahre.Die Lebenserwartung von neu gegründeten Firmen liegt in den Industrieländern mittlerweile nur noch bei ca. 10 Jahren.
Im betrieblichen Alltag wirkt sich die fortschreitende Digitalisierung nicht nur im Produktionsprozess, sondern auch in der Art des Umgangs miteinander aus.
Die vernetzte Kommunikation führt zu immer neuen Strukturen und veränderten Spielregeln.
Es kommt zu einer Veränderung der Machtverhältnisse durch mehr Information und Transparenz (Besser informierte interne Kunden und Mitarbeitende)
Der Wertewandel und weitere gesellschaftliche Veränderungen wirken sich auf die Unternehmenskultur und auf die Kundenbedürfnisse aus.
Die zunehmende Vermischung der Kulturen führt zu persönlichen Unsicherheiten und politischer Instabilität und damit zu sich schneller ändernden Wettbewerbs- und Rahmenbedingungen.
In jeder Führungskraft und in jedem Mitarbeitenden steckt zunächst ein Mensch, dessen Leistungsbereitschaft und Kreativität davon abhängt, wie sicher und geschätzt er sich fühlt. Hat er das Gefühl, dass er einschätzen kann, was morgen passiert? Erhält er die nötige Anerkennung, um sich wertvoll zu fühlen?
Wenn Unsicherheit vorhanden ist oder Anerkennung anderswo gesucht werden muss, kann das dazu führen, dass zum Beispiel
-> Entscheidungen wider den gesunden Menschenverstand getroffen werden, da verdeckte oder persönliche Anliegen das Geschehen beeinflussen.
-> unzureichende und schlechte Kommunikation zur Verschwendung von Geld und Zeit führt oder unnötig Nerven aufreibt.
Wie viele Informationen werden in der Organisation nicht weitergegeben, weil einzelne Personen oder Abteilungen um ihre Macht fürchten oder sie ausbauen möchten? Wie viele Aufgaben werden falsch oder gar nicht angegangen, weil Schlüsselpositionen falsch besetzt sind? Diese und ähnliche Fragestellungen treffe ich im Unternehmensalltag häufig an. Sie gab es schon immer, meist wurden sie nicht ausgesprochen.
Mit den Möglichkeiten der vernetzten Kommunikation ändert sich dies. Menschen teilen sich schnell und gerne Dinge mit, die sie über Dritte erfahren haben. Ein entsprechendes „Post“ im Netz sorgt für Aufmerksamkeit und Anerkennung. Das führt dazu, dass Defizite und Missstände schnell weitererzählt und einem größeren Publikum bekannt werden. Gerüchte verbreiten sich oftmals schneller, als die offizielle Information der Unternehmensleitung, die sich allzu oft an alten Kommunikationsstrukturen und Hierarchien orientiert. (Rundschreiben, Aushänge, …)
Welche Herausforderung es für Führungskräfte und Unternehmen bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen. Die Achtsamkeit auf das, was im Unternehmen passiert, insbesondere im Bereich der weichen Faktoren wird immer wichtiger. Wer eine Organisation oder ein Abteilung führt, kommt nicht umhin, sich regelmäßig bewusst zu machen, wie es mit der Führungskultur (Wertschätzung und Ehrlichkeit), der Kommunikation (Transparenz und Klarheit) oder auch den Werten (Sinn, Verlässlichkeit, Authentizität) aussieht. Und es gilt dann, rechtzeitig zu handeln und zusammen daran zu arbeiten.
Die Abteilungen Controlling, IT oder andere sind es gewohnt, die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens in Zahlen zu messen und darzustellen. Wirtschaftliche Kennzahlen werden kontinuierlich überwacht und bilden häufig die alleinige Grundlage für die Festlegung einer Unternehmensstrategie. Mittlerweile zeigt sich immer mehr, dass ihre Möglichkeiten begrenzt sind, wenn es darum geht, die Firma länger am Leben zu halten. In der heutigen Zeit wird die Entwicklung eines Unternehmensbewusstseins („Company Awareness“) immer wichtiger. Nur dadurch wird die Innovationskraft, Arbeitsfreude und Flexibilität auf einem hohen Niveau gehalten.
Zur Entwicklung von Achtsamkeit und Bewusstsein sind Fragestellungen wichtig, wie z. B.
In welchem Zustand sind die Beschäftigten und ihre Arbeitsmittel?
Wie sind die Zusammenarbeit, das Vertrauen und die gegenseitige Wertschätzung?
Wie begeistert gehen die Beschäftigten zur Arbeit?
Weiß jede Führungskraft und jeder Mitarbeitende, was von ihm/ihr verlangt wird?
Wie zufrieden ist jede(r) einzelne Beschäftigte mit der Rolle und Situation?
Sind die Ziele und Werte des Unternehmens bekannt?
Die Reihe lässt sich beliebig fortsetzen. Es geht darum, die richtigen Fragestellungen für die jeweilige Organisation zu finden. Dazu bedarf es nicht nur genügend Zeit, sondern es sollte auch der Wille da sein, hinzuschauen und nicht wegzuschauen.
Gerne können sie den kurzen Resilienzcheck (20 Fragen) für Unternehmen durchgehen. Auf dem Weg zu mehr Unternehmensbewusstsein und bei dem Aufbau einer entsprechenden Struktur begleite ich sie professionell, voller Begeisterung und mit viel Erfahrung.