Ist meine Firma schlecht gelaunt oder depressiv?
Eine ganzheitliche Behandlung ist bei Firmen öfter angebracht, als viele denken. Doch lassen sich Unternehmen therapieren?
Ein Mensch wird krank, fühlt sich nicht wohl. Sein Weg führt ihn zum Arzt. Bereits hier beginnen nun die Unterschiede, je nachdem welcher Arzt sich der Person annimmt. Die klassische Anamnese steht am Beginn. Der sorgfältige Arzt nimmt die üblichen Messungen und Nachfragen vor. Blutdruck, Fieber, Abfrage von Symptomen … und vieles mehr. Gerne wird auch eine Blutuntersuchung in Auftrag gegeben, um möglichst nichts zu übersehen. Zu gerne hat der/die Kranke eine handfeste Diagnose und ein wirksames Medikament und alles wird gut.
Sehen wir uns die Entwicklung der Krankheiten aktuell an, sind die psychischen und psychosomatischen Erkrankungen im Vormarsch.
Bereits über ein Drittel dieser Krankheiten führen in Deutschland zu Arbeitsausfällen und Berufsunfähigkeit. Die Dunkelziffer wird weitaus höher geschätzt. Diese Erkrankungen richtig zu diagnostizieren und zu behandeln, ist nicht nur weitaus schwieriger, die Behandlungsplätze sind schwierig zu bekommen und es gibt lange Wartezeiten.
Der Anteil an körperlichen Erkrankungen ist dagegen stabil. Neue Medikamente und Behandlungsmethoden haben genauso dazu beigetragen, wie das Wissen über die Ursachen. So achten immer mehr Menschen darauf, durch Verhaltensänderungen wie mehr Bewegung, richtiges Essen, ausreichend Schlaf ihren Körper fit zu halten. Leider ist das Wissen über eine Prävention, um psychischen und psychosomatischen Erkrankungen vorzubeugen noch wenig verbreitet.
Wenn wir die Entwicklung auf Unternehmen übertragen, ergibt sich durchaus eine ähnliche Entwicklung. Ist ein Betrieb krank, dann bedeutet das heute, er schreibt Verluste oder erreicht nicht die gewünschten Renditen. Die herbeigerufenen Unternehmensberatungen untersuchen die betriebswirtschaftlichen und marktrelevanten Kennzahlen und verordnen eine naheliegende Therapie, wie Sachkostenreduzierungen, Personalabbau, Produktionsverlagerungen und vieles mehr.
Diese externen Fachleute sind häufig nötig, um unbeliebte Maßnahmen durchzusetzen, da die Führungskräfte des Unternehmens gerne die Verantwortung auf Dritte abgeben.
In so „reorganisierten“ Betrieben stellt sich immer öfter die Frage, helfen die Maßnahmen nachhaltig? Steht ein Unternehmen ein paar Jahre nach der Umsetzung wirklich besser da? Ist eine Aufbruchsstimmung in den Abteilungen spürbar oder sorgen mittlerweile Ängste dafür, dass die Produktivität und Leistungsbereitschaft eher sinkt? Nach meiner Erfahrung können Unternehmen sehr wohl „psychisch“ oder „psychosomatisch“ erkranken. Ich vertrete sogar die These, dass dies häufiger der Fall ist, als viele wahrhaben wollen. Die Palette reicht aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen vom „leichten Schnupfen“ in Form von schlechter Stimmung unter den Beschäftigten, über Mobbing oder angstgesteuertem Verhalten bis zu traumatisierten Organisationen, die sich ohnmächtig den aktuellen Gegebenheiten ausgeliefert fühlen.
Lediglich 15% der Mitarbeitenden in Unternehmen fühlen eine emotionale Bindung zu ihrem Betrieb. Der größte Teil der Beschäftigten ist distanziert oder hat innerlich gekündigt. Das ist das Ergebnis der jüngsten Gallup-Studie, welche die These stützt. Wie kann man hier gegensteuern? Wie lässt sich eine Firma therapieren, wenn solche Anzeichen offensichtlich sind? Was kann ein gut aufgestelltes Unternehmen präventiv tun, um nicht in eine solche Situation zu kommen?
Es gibt durchaus erfolgsversprechende Ansätze. Gerne können wir uns darüber austauschen. Prinzipiell ist es unumgänglich, die Organisation dabei ganzheitlich zu betrachten. Erste Erfolge sind durchaus schnell zu erreichen, um ein Unternehmen wirtschaftlich zu stabilisieren. Für eine Nachhaltigkeit bedarf es, wie wir es auch beim Menschen kennen, einem langen Atem.
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Kommentare
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